Rauchschwalben wissen Lackiererhalle seit 20 Jahren als Brutstätte zu schätzen

Naturschützer loben den Geschäftsbetrieb für seine Tierliebe und führen eine aktuelle Bestandsaufnahme der Vögel durch

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Naturschützerin Hannelore Owens und Vogelliebhaber Wolfgang Hoppe nehmen den Rauchschwalbenbestand vor Ort unter die Lupe.

BARSINGHAUSEN (red/ta). Bei ihrer Rettungsaktion einer Rauchschwalbe, die sich in ein Möbelgeschäft im Gewerbegebiet an der Bunsenstraße verflogen hatte, entdeckte die Barsinghäuserin Hannelore Owens vor 3 Jahren einen Artenschutz an einem ganz ungewöhnlichen Ort. Sie stieß auf eine Ansiedlung der unter Artenschutz stehenden Rauchschwalbe in der benachbarten Halle der Autolackiererei Tuchel, in welche der Jungvogel eigentlich hat einfliegen wollen, denn dort brüten friedlich schon seit Jahrzehnten ein gutes Dutzend Rauchschwalben. Im Jahr 1998 hat Michael Tuchel die Firma von seinem Vater übernommen. ‚Es war doch klar, dass die Schwalben bleiben‘, sagt der Geschäftsführer. Auch sein Vater habe bereits die Rauchschwalben dort brüten lassen. ‚Es macht natürlich Mühe, alle Fahrzeuge abzudecken. Auch wenn sie nicht direkt unter den Nestern stehen, ist uns das aber wichtig. Und die Vögel fühlen sich hier schon so lange wohl, sie dürfen bleiben.‘ Kundenbeschwerden habe es noch nie gegeben. Es sind ca. 8 Nester unter dem Dach der Halle über den Eisenträgern von den Vögeln gebaut worden.‘ Tagsüber fliegen die Schwalben durch das offene Tor und abends, wenn die Halle geschlossen ist, bietet eine geöffnete Klappe Einflug. ‚Vögel brüten dort, wo die Futterquelle nicht weit entfernt liegt. Die Rauchschwalben sind den Insekten gefolgt, die durch den Duft des Lackes angelockt schließlich zum Leckerbissen für die Vögel werden‘, so Owens. Der Bestand der Rauchschwalbe sei in den letzten Jahren deutschlandweit stark zurückgegangen, informiert die Naturschützerin. Seit 1980 würde der Rückgang auf 20 – 50 Prozent beziffert. Grund dafür sei die Abnahme von landwirtschaftlichen Gehöften, insbesondere von herkömmlichen Ställen. Aber auch das Nahrungsangebot sei aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft stark zurückgegangen. Die Vögel fänden außerdem weniger Nistmaterial. Lehmpfützen gäbe es fast gar nicht mehr. Wer die Möglichkeit hat, sollte Lehmpfützen anlegen. Förderlich für die Schwalben und alle anderen Insektenfresser sei die Mahd von Grünflächen auf den Monat Juli zu verschieben, denn in dem hohen Gras halten sich besonders viele Insekten auf.‘ Darüber hinaus sollte versucht werden, die Bejagung in afrikanischen Überwinterungsgebieten einzustellen und die dortige Bevölkerung über die Schutzwürdigkeit der Schwalben aufzuklären, raten die Umweltverbände. ‚Wir haben Herrn Tuchel seinerzeit (2012) mit einer NABU-Plakette ‚Schwalben Willkommen‘ für seine Bemühungen um das Wohl der Rauchschwalbe ausgezeichnet., so Owens. Heute wolle sie sich zusammen mit Mitstreitern umschauen und sich nach der Bestandsentwicklung erkundigen, um diese anhand eines Meldebogens der Staatlichen Vogelschutzwarte zukommen zu lassen. Es sei schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die den Rauchschwalben eine Brutstätte bieten und es wäre schön, wenn es Nachahmer gäbe. Denn die Rauchschwalbe wird in Niedersachsen auf der Vorwarnstufe der Roten Liste für Brutvögel von 2007 geführt. Im Erfassungsprogramm der
Staatlichen Vorgelschutzwarte werden 122 Brutvögel erfasst. Die Rauchschwalbe brütet übrigens nur innerhalb von Gebäuden. Ihr Nest ist im Gegensatz zu dem der Mehlsschwalbe, die außerhalb, meist unter der Traufe brütet, napfförmig und offen.

IMG_7714Foto: ta